Auf den Strassen und in Autohäusern ist eine Veränderung spürbar: Elektrisch unterwegs zu sein ist immer gefragter. Deshalb braucht es bessere Infrastrukturen, um die Stromversorgung für Elektrofahrzeuge zu gewährleisten. Ein Gespräch mit Albert Lehmann, dem Geschäftsführer von swisscharge.ch, über die Situation der Ladenetzwerke in der Schweiz und die Zukunft der Elektromobilität.
Albert Lehmann, als Betreiber eines der führenden Ladenetzwerke erleben Sie die Marktentwicklung der E-Mobilität hautnah mit. Welche Erfahrungen machen Sie dabei?
Der Markt wächst in einem Tempo, das selbst uns erstaunt. Die Zahl der Kunden, welche das Netzwerk von swisscharge.ch nutzen, hat sich in den letzten zwölf Monaten beinahe verdreifacht. Ich bin überzeugt, dass es keinen Weg zurück mehr geben wird. Wir werden in den kommenden Jahren eine noch viel dramatischere Marktentwicklung in Richtung der elektrischen Mobilität erleben. Ab Mitte 2020 werden die traditionellen Autobauer mit neue Automodellen in den Massenmarkt einsteigen. Diese Entwicklung ist getrieben von sinkenden Preisen, innovativeren Technologien und den neuen CO2-Gesetzgebungen.

Experten sind der Meinung, dass 80 Prozent der Ladungen zu Hause passieren. Bestätigt Ihre Erfahrung diese Zahl?
Der bevorzugte Ladeort ist immer dort, wo man sich längere Zeit aufhält. Und das ist unter anderem zu Hause. Auch wenn sich der Grossteil unserer Ladestationen derzeit im öffentlichen Raum befindet, verzeichnen wir vermehrt Projektanfragen für Ladestationen auf Privatparkplätzen und Tiefgaragen. Das deutet darauf hin, dass ein Grossteil der Ladungen zu Hause vorwiegend über Nacht vorgenommen werden.
Wo sehen Sie hier Auswirkungen für Immobilienbetreiber?
Immer mehr Immobilienbetreiber kommen für den Bau von Ladestationen auf uns zu. Ich gehe davon aus, dass eine fachliche Beratung bei der Installation von Lademöglichkeiten für Immobilienbetreiber immer wichtiger wird. Eine grosse Zahl von Elektrofahrzeugen über Nacht aufzuladen, ist eigentlich kein grosses Problem. Es braucht allerdings zwingend ein Lastmanagement, welches die verfügbare elektrische Leistung über die ganze Nacht auf alle Ladestationen verteilt. Hier bietet swisscharge.ch bereits heute sehr gute Lösungen an.
Werden sich auch Unternehmen künftig mit Ladeinfrastrukturen am Firmenstandort beschäftigen müssen?
Ja, auf jeden Fall. Drei Faktoren beeinflussen diese Entwicklung: Einerseits verfügen nicht alle Wohnungen über einen privaten Stellplatz, viele Fahrzeuge werden in der Nacht draussen in markierten Zonen parkiert. Diese Autos müssen also idealerweise am Tag aufgeladen werden. Andererseits schaffen immer mehr Unternehmen Elektrofahrzeuge für den Betrieb an und brauchen am Firmenstandort Lademöglichkeiten, welche dann von Mitarbeitern mitbenutzt werden können. Zu guter Letzt möchte man in Zukunft den Energieüberschuss der Photovoltaik während des Tages effizient nutzen. Deshalb macht es Sinn, das Aufladen während des Tages am Arbeitsort zu ermöglichen.
Es macht Sinn, das Auf-laden während des Tages am Arbeitsort zu ermöglichen.
Albert Lehmann, Geschäftsführer swisscharge.ch AG
Im Rahmen der «Roadmap 2022» ist entlang des Schweizer Autobahnnetzes ein Schnellladenetz geplant. Welche Ansprüche haben E-AutomobilistInnen an solche Schnellladestationen Ihrer Erfahrung nach?
Das neue Schnellladenetz für Elektrofahrzeuge wird ein Pendant zum heutigen Tankstellennetz. Dort, wo grosse Distanzen zurückgelegt werden, soll man auch sein Elektrofahrzeug aufladen können. Standorte entlang des Autobahnnetzes, idealerweise bei Raststätten, müssen einen schnellen Ladeservice anbieten und zudem gut erreichbar sein. Grosse Energiemengen sollten in möglichst kurzer Zeit bezogen werden können. Aber das bedeutet auch, dass das Aufladen teurer sein wird als zu Hause. Die zur Verfügung gestellten Leistungen und die Infrastruktur sind mit hohen Investitionen verbunden.
Was sind Gründe für den Konsumenten, um zur Elektromobilität zu wechseln?
Abgesehen vom ökologischen Faktor ist der Unterhalt eines Elektrofahrzeugs günstiger als der eines Fahrzeugs mit Verbrennungsmotor. Wenn das Auto daheim geladen wird, kostet es nur einen Bruchteil im Vergleich mit einem Benziner. Die Servicetätigkeiten sind zudem auch viel kleiner. Nur der Kaufpreis für ein Elektrofahrzeug ist derzeit noch höher. Sobald mehr Hersteller mit Elektrofahrzeugen in den Markt einsteigen, ändert sich die Situation.
swisscharge.ch AG ist ein junges Unternehmen und betreibt eines der grössten Ladenetzwerke der Schweiz. Es bietet seinen Kunden einen vollumfänglichen Service: Von der Beratung und Konzeption, der Ausführung bis hin zum Betrieb und Wartung von Ladeinfrastrukturen an. Die meisten am Markt verfügbaren Ladestationen sind mit dem System von swisscharge.ch kompatibel.
Am Netzwerk von swisscharge.ch sind schweizweit über 1 000 Ladepunkte angeschlossen. Mehr als 11 000 registrierte Kunden nutzen den Service bereits. Die Softwareplattform, auf welcher swisscharge.ch aufsetzt, ist europaweit führend und in 28 Ländern präsent.
Mehr Informationen finden sie auf unserer Website: www.swisscharge.ch
Text Dominic Meier
Online Version: https://issuu.com/smart_media/docs/tagi_mobilitaet_1e83ee56508294