Wie die Kälte meine Reichweite schrumpfen lässt

In den vergangenen Wochen nervte mich die Reichweite meiner ZOE wirklich. Bisher dachte ich mir: Kein Problem, dann muss ich meine Fahrten einfach anders planen und Zwischenstopps einlegen. Laden in der Kälte ist unangenehm: Es ist kalt, die Vorheiz-Funktion ist nicht zuverlässig und das Laden dauert länger als gewöhnlich.

Während ich in der wärmeren Jahreszeit normalerweise 150 Kilometer weit komme, sind es bei minus 5 Grad bloss 75 bis 80 Kilometer. Und so dauert eine Reise von Goldach nach Zürich doppelt oder gar dreimal so lange.

Längere Ladezeit bei tiefen Temperaturen

Meine ZOE hat eine Akku-Kapazität von 22kWh. Zumindest theoretisch. Effektiv nutzbar sind nur etwa 20 kWh. Bei tiefen Temperaturen sinkt dieser Wert drastisch, so dass das Auto gerade mal 16 bis 18 kWh effektiv nutzen kann. Hinzu kommt: Anders als etwa beim Tesla Model S sind die Batterien beim Renault ZOE nicht beheizt. Kalte Batterien sind nicht gleich effizient, und können auch nicht gleich schnell Strom aufnehmen beim Laden. Eine Frage der Physik, habe ich mir sagen lassen.

Dies führt dazu, dass ich an einer Ladestation mit 43kW-Leistung doch nur mit 22kW oder noch weniger laden kann. Aus einem sonst viertelstündigen Ladestopp wird eine 30-minütige Zwangspause. Im kalten Auto. Brr.

Weniger Reichweite im Winter und bei hohem Tempo

Tiefe Temperaturen und hohe Geschwindigkeit sind die absoluten Reichweitenkiller. Am Ende ist es aber eine Kombination aus verschiedenen Faktoren, die die Reichweite schrumpfen lässt: Heizung oder Klima, Winterpneu, Steigung, extremes Beschleunigen beim Überholen.

Nach über zwei Jahren mit dem Elektroauto erlebe ich im Alltag für gewöhnlich keine Reichweiten-Angst, sondern eher den Wunsch, möglichst weit durch sparsames Fahren zu kommen. Diese Massnahmen helfen dabei:

  • Klimaanlage bzw. Heizung nicht zu warm oder zu kalt einstellen.
  • Die Geschwindigkeit einer allfälligen Steigung anpassen. Ich beobachte den Momentverbrauch und achte auf der Autobahn darauf, dass dieser konstant bleibt. Zudem fahre ich, wenn ich auf die Reichweite achten muss, nur 110 km/h anstatt 120.
  • Ich plane Ladestopps so ein, dass ich die Batterien möglichst warm fahre. Erfahrungsgemäss laden sich die Batterien schneller auf, wenn ich direkt von der Autobahn komme.
  • Ich fahre vorausschauend: Vor Kreuzungen oder einem Lichtsignal bremse ich nicht, sondern nehme nur den Fuss vom Gaspedal und lasse das Auto ausrollen und rekuperieren.

Mein persönlicher Rekord liegt durch sparsames Fahren bei 178 Kilometern von Celerina bis Goldach. Wie weit kommst du mit 22kWh und mit welchen Tricks holst du möglichst viele Kilometer aus deiner Batterie?

Ein Kommentar
  1. Mitte März jährt sich die Auslieferung meines eGolf. Ab und zu wird die Distanz zum Thema, insbesondere im Winter. Verstärkt wird dies noch dadurch, dass das Auto einen Aussenparkplatz hat.

    Zum Winter:
    Gefühlsmässig haben alleine die Winterpneus einen Mehrverbrauch von ca. 10% gebracht. Doch sind mir gut haltende Winterpneus für den Gebrauch im Winter wichtig (Berggebiet)
    Vorzeitiges Aufheizen nützt bei Kurzdistanzen und gibt es mehr Spielraum für längere Distanzen.
    Alternativ dazu kann das Auto im Winter an der Sonne parkiert werden um es so aufzuwärmen.

    Generell:
    Reifendruck kontrollieren und eher etwas höher als tiefer halten.
    Die Ladeleistung hängt nicht nur von der Temperatur, sondern von der Technik im Auto ab. Auch ich musste im Herbst auf der Fahrt nach Passau feststellen, dass ich bei einer 50 kW-Schnellladestation direkt an der Autobahn 40 bis 50 Minuten einrechnen muss um die 22 kW-Batterien zu füllen. Das geht nicht schneller.
    Nach meiner Feststellung fahre ich am sparsamsten beim reinen laufen lassen ohne Gas oder Rekuperation. Bei leichtem Gefälle kann das Gas schon sehr früh losgelassen werden, ohne dass die Geschwindigkeit gross sinkt.
    Auch bergab kann durch gleichmässiges Fahren mehr Energie gewonnen werden als durch übliche Fahrweise – ohne langsamer als der Durchschnittsfahrer zu sein. Also generell jene Rekuperationsstufe wählen, die nur “Zusatzbremsen” erfordert. Vor engen kurven nicht “fest” bremsen, dann kann nicht mehr alles rekuperiert werden, sondern frühzeitig beginnen und und den Rekuoperationsanzeiger beachten. In der Kurve die Grundrekuperation ausschalten und die Bremse frühzeitig lösen um Schwung mitzunehmen und nach der Kurve kein Gas geben zu müssen. So kann auf steilen Strecken bis fast 50% der Energie wieder zurück gewonnen werden und wieder im Tal resultiert ein durchschnittlicher Verbrauch.
    Bei kritischen Distanzen auf der Autobahn Geschwindigkeit noch weiter senken und allenfalls ein Stück hinter Lastwagen fahren. Damit kann beim Fahren mit Navi wieder “Reserve” gewonnen werden. Bis 80 km/h fährt mein Auto deutlich sparsamer als über 100 km/h.
    Meine beobachtete “Rekorddistanz” ist letzten Frühling ohne Heiz- oder Kühlbedarf Weesen – Ricken – Wildhaus retour mit Restkilometer aufgerechnet 220 km (Batterie 22 kW). Der tiefste zufällig festgestellte Verbrauch über gemischte Strecken war von Unterwasser nach Tuggen mit 5 kW/100 km. Beide Male normal im flüssigen Verkehr mit erlaubter Höchstgeschwindigkeit mitgefahren.

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