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Magazin «hausbau von A-Z»: Das Interview mit Sascha Krucker über das Laden im eigenen Haus

Wer ein neues Haus baut und ein Elektroauto besitzt oder neu anschaffen möchte, braucht eine Ladeinfrastruktur für zu Hause. Experte Sascha Krucker, verantwortlich für Technik & Software bei Swisscharge, klärt über die ersten Fragen auf.

Sascha Krucker, warum ist eine Ladestation nötig, wenn das E-Auto auch über eine herkömmliche Steckdose geladen werden kann?

Das Elektroauto ist kein gewöhnliches elektrisches Gerät wie etwa ein Haarföhn oder ein Staubsauger. Für das Aufladen eines Elektroautos wird eine deutlich höhere elektrische Leistung über einen Zeitraum von mehreren Stunden beansprucht. Eine fest installierte «Wallbox», die Wandinstallation zum Aufladen des Elektroautos, bietet eine sichere und effiziente Ladelösung für zu Hause und ist deshalb zu empfehlen. Auch das Laden an der Haushaltssteckdose mit einer mobilen Ladestation ist grundsätzlich möglich, aber nicht empfehlenswert, denn die Ladezeiten sind um ein Vielfaches länger, und die Hausinstallation wird oft stark belastet, in einigen Fällen auch überlastet, sodass die Sicherung rausfallen kann.

Wie viel Strom wird für eine volle Ladung benötigt?

An einer gängigen Wallbox mit 11 kW Leistung können innerhalb einer Stunde rund 60 bis 70 km Reichweite nachgeladen werden. Der Energiebedarf variiert je nach Batteriekapazität des Elektroautos. Ein Beispiel: Bei einem Standard-Model- 3 von Tesla ist eine 60-kWh-Batterie verbaut. Wird diese an einer gängigen Wallbox (11 kW) geladen, dauert der Ladevorgang rund 5,5 Stunden. Um möglichst batterieschonend zu fahren, gilt es, die Batterie nicht bei jedem Zyklus komplett zu entladen. Falls es dann doch mal schneller gehen sollte oder unterwegs geladen werden muss, kommen moderne Schnellladestationen und Fahrzeuge auf Ladezeiten von unter 30 Minuten.

Was sind die Voraussetzungen für eine Ladeinfrastruktur im Eigenheim?

In praktisch allen Liegenschaften besteht die Möglichkeit, eine Ladeinfrastruktur zu platzieren. Im Einfamilienhaus ist das oft weniger komplex als in grossen Mehrfamilien- Häusern, wo neben einem intelligenten Lastmanagement-System, das die Leistung situationsgerecht und optimal auf mehrere Autos verteilt, auch häufig eine verbrauchergerechte Abrechnung notwendig ist. In jedem Fall muss eine fest installierte Ladestation beim lokalen Elektrizitätswerk angemeldet werden. Darum muss sich der Eigentümer jedoch nicht kümmern, denn das wird in der Regel vom Elektroinstallateur oder von der Elektroinstallateurin übernommen.

Muss die Ladestation bereits bei der Hausplanung berücksichtigt werden?

Bei heutigen Neu- oder Umbauten sollte eine gewünschte Ladeinfrastruktur unbedingt mit in die Planung einfliessen. Das bedeutet nicht, dass bereits eine Ladestation montiert werden muss, sondern es sollten die elektrischen Anschlüsse und Leitungen eingeplant und dimensioniert werden.

Woraus besteht eine Ladestation?

Das Herzstück einer Ladestation ist der Ladecontroller. Dieser kommuniziert mit dem Fahrzeug und steuert die verfügbare Ladeleistung. Schutzelemente in der Ladestation sorgen dabei dafür, dass keine gefährlichen Überspannungen oder Fehlerströme auftreten. Um den Zugang zur Ladestation einzuschränken, wenn sich die Wallbox beispielsweise draussen befindet, verfügen die Ladestationen meist über ein Lesegerät, einen sogenannten RFID-Reader, das das Starten und Stoppen der Ladevorgänge über eine Ladekarte, die direkt an die Wallbox gehalten werden muss, regelt. Auf diese Weise können sich Unbefugte nicht an der Station bedienen. Je nach Ausführung der Ladestation verfügen diese über Kommunikations- Schnittstellen (WLAN, LAN, PLC), um mit Drittsystemen wie der Photovoltaikanlage (PV-Anlage) oder dem Smart-Home-System zu kommunizieren. So können Informationen zum aktuellen Verbrauch der Immobilie oder der Produktion der PV-Anlage mitgegeben und das Laden dementsprechend optimiert werden. Auch die Anbindung an eine verbrauchergerechte Abrechnungslösung, wie sie Swisscharge bietet, kann so bei Bedarf realisiert werden.

« «Bei heutigen Neu- und Umbauten sollte eine gewünschte Ladeinfrastruktur unbedingt mit in die Planung einfliessen.»

Sascha Krucker

Mitglied der Geschäftsleitung Swisscharge – Technik & Software

Wie und wo wird sie angeschlossen?

Vergleichbar mit dem Anschluss eines Kochherds, werden Wallboxen für das Laden zu Hause fest ans 3-phasige elektrische Stromnetz angeschlossen. Dies muss zwingend durch ein Fachunternehmen, welches eine Installationsbewilligung besitzt, gemacht werden.

Welche Modelle von Ladestationen gibt es?

Es gibt heute schon ganz viele unterschiedliche Ladestationstypen, für das Laden zu Hause, auf dem Markt. Ein Merkmal ist dabei, ob die Ladestation ein angeschlagenes Ladekabel besitzt oder nicht. Funktionell unterscheiden sich diese aber stark in ihrer Intelligenz bezüglich Lastmanagement, Zugangsregelung, Abrechnung und Kommunikation mit Energiemanagementsystemen. Relevante Faktoren für eine Ladelösung sind also beispielsweise die Kommunikation mit der PV-Anlage oder dem Smart-Home-System oder ob der Stromverbrauch abgerechnet werden muss, beispielsweise, wenn man das Firmenauto zu Hause lädt. Die Beratung durch eine Fachperson ist deshalb zu empfehlen, um
eine Ladelösung zu finden, die auf die individuellen Bedürfnisse zugeschnitten ist.

Welche smarten Lösungen stehen sonst noch zur Verfügung?

Der Markt wird derzeit regelrecht geflutet von neuen Ladestationstypen. Ein grosses Thema sind bidirektionale Ladestationen. Hierbei kann das Elektroauto nicht nur geladen, sondern auch entladen werden und das Elektroauto wird umgehend zum Heimspeicher. Eine kostengünstige Lösung für den Heimbedarf ist hier aber noch nicht auf dem Markt. Es bleibt also weiterhin spannend.

Mit welchen Kosten für die Ladeinfrastruktur ist zu rechnen?

Die Preise für Wallboxen für den Heimbedarf bewegen sich je nach Funktionalität zwischen 700 und 1500 Franken. Oft ist die Installation und Inbetriebnahme der Ladestation kostspieliger als die Hardware selbst. Die Installationskosten starten bei etwa 1500 Franken und können je nach Gegebenheiten stark variieren. Eine Installation ist aber in jedem Fall günstiger, wenn diese beim Bau berücksichtigt wird und nicht im Nachhinein erstellt werden muss.

Ist eine Wartung nötig?

Für private Ladestationen ist keine regelmässige Wartung vorgeschrieben. Die Ladestation ist im Grunde also wartungsfrei und die Kosten im Betrieb minimal.

Kann man zwischen Strom von der eigenen Solaranlage und jenem aus dem allgemeinen Stromnetz wechseln?

Das zielgerechte Steuern der Ladevorgänge anhand der Photovoltaik-Produktion ist heute schon möglich. Hierbei kommuniziert die Ladestation mit dem Wechselrichter der PV-Anlage oder einem Energiemanagementsystem der Liegenschaft. Die Optimierung des Eigenverbrauchs beim Besitz einer PV-Anlage ergibt nicht nur kostentechnisch Sinn, sondern entlastet auch das Stromnetz.

Wie erfolgt die Abrechnung?

Verwendet man das allgemeine Stromnetz, erfolgt die Abrechnung über die Stromrechnung. Falls die Energie beim Laden von der eigenen PV-Anlage bereitgestellt wird, fallen keine zusätzlichen Kosten für die Energie an. Zudem wird das Fahren des Elektroautos mit der Verwendung von regenerativ produzierter Energie ökologischer. Da die Rückvergütungstarife für die Einspeisung ins Netz oft sehr tief sind, lohnt sich die Nutzung des eigenen «Sonnenkraftwerks» also doppelt. 

Für das Magazin «hausbau von A-Z» hat Sascha Krucker (verantwortlich für Technik & Software bei Swisscharge) die wichtigsten Fragen zum Laden im eigenen Haus beantwortet. Das Interview ist in der Ausgabe 2023 erschienen.

Das Magazin kann im  Onlineshop von traumhaus  bestellt werden.

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